Liebe Kollegen, Mitglieder, Freunde und Kritiker!
Politische Hygiene ist die Frage, wann man sich wo wie benehmen können sollte und wo die Grenze zu ziehen ist, wenn man etwas tun oder besser etwas lassen sollte.
Politische Hygiene schützt vor politischer Beliebigkeit oder noch schlimmer: vor politischem Chauvinismus. Manchmal ist es Zeit, die Anwendung von politischer Hygiene zu fordern, nämlich dann, wenn man sauber machen sollte. Es ist diese Zeit!
1.
Politische Hygiene ist, nicht nur mit "robustem Vorgehen" verbal zu kokettieren oder mikrofonal etwas als "Skandal" zu bezeichnen, wenn die Kameras an sind, jedoch stillst zu verharren, lauthals zu schweigen, wenn die Grenzen des politischen Anstands schon lange überschritten sind:
wenn Gewaltfantasien, Porno-Verbalien quellsprudelnd sich im Internet ergießen (Cuckold, Sch... Weiber, Homo) oder gar ein Begräbnisfilmchen mit anderen Beteiligten (unabgesprochen?) gepostet wird. Wenn man hier trotz konkreter Handlungsaufforderung schweigt, weil die Claqueure dies devotest tun, dem versagt der eigene politische Führungskompass.
Darf man uns alle so peinlich vorführen lassen?
Politische Hygiene weist Grenzen auf, Anstand als Basis ist eine sehr gute Richtschnur – der Verbalrückzug in Hierarchie-Denken, wer was wann sagen darf hilft nicht, dient er doch nur als Entschuldigung vor sich selbst und dem moralischen Selbst-Impetus.
2.
Politische Hygiene zeigt sich auch bei Regen: wer einen BMW der 7er-Serie im strömenden Regen so auf der Straße bewegt, dass man(n) ihn trotz aller Stabilisierungsprogramme nicht auf der Straße halten kann, sondern mit hoher Geschwindigkeit Totalschaden erzeugend in die Leitplanken jagt, muss sich der politischen Hygienefrage persönlich stellen:
So ein Fahrzeug hat Allrad, Antischlupfregelung, ABS etc.!
Saß da etwa ein arroganter Chauvi im strömenden Regen bei Vollgas am Steuer?
Ist denn niemand von den Insassen der Gedanke gekommen, dass man(n) langsamer fahren sollte?
Welche Mechanik entfaltete denn das Weisungsverhältnis und die Vorbildpflicht?
Der moralische Impetus bestand hier wohl in der wahrzunehmenden geringeren Geschwindigkeit der anderen, oder waren die nicht mal zu sehen in der Regengischt?
Geht so gesamt-politische Verantwortung für uns alle in der AfD?
Jeder weiß: Raser verursachen leichtfertigst den Tod oder schwere Verletzungen anderer, weil sie der Ansicht sind, dass in ihre PS-Boliden eine Art Straßenfreiheitsgarantie „eingebaut“ sei. Zumeist steht die empathische Intelligenz der jeweiligen Fahrer oder Mitfahrer in umgekehrtem Verhältnis zur PS-Stärke des Macho-Potenzersatzes.
Ein Mercedes-Testfahrer, der mit seinem „Fahrstil“ den Tod einer 21-jährigen Mutter und ihrem Kleinkind verursachte, musste im Jahr 2010 für 18 Monate ins Gefängnis. Der BGH hatte sich mit der Frage, wo Vorsatz auch den Taterfolg umfasst erst jüngst wieder zu beschäftigen - die Meinung der Allgemeinheit - also das "Gerechtigkeitsgefühl aller anständig und billig denkenden Menschen" - gab den Anstoß dies höchstrichterlich zu entscheiden.
Man muss und darf also für alle Beteiligten froh sein, dass – und noch dazu in Konnotation mit dem Namen der AfD - nichts Schlimmeres passiert ist!
Doch muss man dann als Held der Straße ein Gruppenbild posten?
Sollte man sich nicht vielmehr für die Entgleisung entschuldigen?
Sind wir uns - vielleicht auch gerade deshalb - wenigstens darin einig, dass ein solches Fahrzeug keinesfalls nochmals in solcherlei Hände gelangen darf?
Politische Hygiene ist die Frage, ob es angemessen war, so mit dem Vermögen unserer Mitglieder umzugehen: Wäre man(n) mit dem Fahrzeug auch so umgegangen, wenn es das eigene Geld gewesen wäre?
Ist das Argument einer Vollkaskoversicherung hier wirklich eines?
Werden solche Personen künftig mit ihnen anvertrauten Wertsachen anders umgehen, wenn es keiner sieht?
3.
Politische Hygiene ist im Wesentlichen die Frage nach dem politischen Gefühl, dem Gespür von politischer Moral.
Wer keine politische Hygiene praktiziert, hat in einer Zeit, in der in der Politik für charismatische Persönlichkeiten dringender Einsatzbedarf besteht, keine Zukunft und das ist richtig so.
Leider ändert das aber noch nichts an dem dringenden Bedarf.
Daher meine Bitte: Suchen Sie nach Personen, die positive Fähigkeiten haben, die Sie an sich selbst ggfls. vermissen und tun Sie sich mit diesen Ihnen eigenen positiven Fähigkeiten zusammen.
Wie schon gesagt:
Zwischen Wollen und Können muss eine Brücke sein; ein Steg wäre oftmals schon ein Anfang.
Es ist ein Schrei nach politischer Hygiene,
- wenn letztlich jemand für das politische Ziel, uns alle scheitern zu lassen, wertvoller ist als für uns selbst
und/oder
- wenn man sogar annehmen muss, dass diejenige Person das weiß, billigend in Kauf nimmt oder ihr Verhalten das Produkt sogenannter Super-MdB-Berater ist.
Ihre Martina Böswald